Warum Kultus ?
Zur Bedeutung
kultischen Handelns
Viele Menschen sehen heute in einer Kultushandlung
etwas Altes, das der Vergangenheit angehört.
Steiner aber spricht davon, dass im Kultus
die Mysterien liegen, die sich in ihrer vollen Bedeutung
erst in der Zukunft offenbaren werden.
Eine vertiefte Auffassung aller Kultushandlungen
werde wieder eintreten,
wenn der Eingeweihte seinen Schülern klarmachen kann,
dass die Kultushandlung etwas ist, das eine
»ungeheuer viel größere Bedeutung
im Zusammenhang mit dem Kosmos, mit dem Universum hat« [2]
als unser Handeln in der äußeren Welt.
Wenn man wieder verstehen wird,
dass der Vollzug einer Kultushandlung
ein Appell an geistige Mächte ist,
sich mit der Erde zu verbinden,
dann wird es Menschen wieder möglich werden,
mit geistigen Wesen verkehren zu können;
mit denjenigen Mächten, welche in die Zukunft weisen.
Alles was nach dem richtigen Ritus ausgeführt wird,
birgt Geistiges in sich, Lebenskräfte.
Wenn wir einen Kultus, ein Ritual vollziehen,
hat das auch Auswirkungen auf die Umwelt.
Davon müssen die Menschen früher noch
ein deutliches Bewusstssein oder Empfinden gehabt haben. ..
Steiner weist darüber hinaus ganz konkret
auf die Bedeutung hin, die der christliche Kultus
für die in der Natur tätigen Elementarwesen hat:
»Die geistig-elementaren Wesen,
welche hereingerufen werden,
wenn eine Kultushandlung ausgeführt wird,
brauchen diese Kultushandlung,
denn aus ihr ziehen sie ihre Nahrung,
ihre Wachststumskräfte.« [3] ..
Alles Äußere wird keinen Bestand haben;
»aber auf dieser Erde werden in der Zukuft
solche Kultushandlungen vollzogen werden,
welche aus einem richtigen Erfassen der geistigen Welt hervorgehen. ...
Dadurch, dass diese Kultushandlungen vollzogen werden, werden in die Sphäre dieser Kultushandlungen
elementar-geistige Wesenheiten hereingerufen«
und das wird wie ein Same für die Zukunft werden ... [4]
E.v.K., S.33-34
Kultus ist Tat, ein reales Handeln,
durch das etwas im Menschen und in der Welt geschieht;
eine Tat, die aus Freiheit getan wird, an der man frei ist teilzunehmen, und durch die sich göttlicher und menschlicher Wille vereinen.
Kultus ist der Begegnungsort von Mensch und Gottheit.
Und es geschieht nicht nur im Menschen etwas,
sondern auch in der Welt: Geist durchdringt Materie.
Beginnt der kultische Vollzug im Handlungsraum,
so beginnt auch ein Handeln in der geistigen Welt,
das sich mit dem menschlichen Tun in Freiheit vereinigt. Geistige und physische Welt wirken zusammen.
»Ein Kultus entsteht nicht dadurch, dann man ihn ausdenkt, denn dann ist er kein Kultus.
Ein Kultus entsteht dadurch, dass er das Abbild ist
von demjenigen, was in der geistigen Welt vorgeht.« [5]
Was wir als Kultus vollziehen, erhält seine Realität und Wahrheit durch den »himmlischen Kultus«, dadurch, dass er »Spiegelbild« ist von einem »Ursprungsbild«; »nur dann ist ein Kultus
eine Wahrheit, wenn er diesen realen Ursprung hat.« [6]
Ein Ritual, das diesen Ursprung hat, kann nur empfangen werden und muss in der Haltung vollzogen werden, dass
»alles dasjenige, was von Worten hinüberfließt in die Handlung, nur allein im christlichen Sinne so vollzogen werden darf, wenn bei dem Vollziehenden das Paulus-Bewusstsein vorhanden ist: Nicht ich, sondern der Christus in mir! -
Nichts darf an einer Handlung ... ohne das Bewusstsein ausgeführt werden: Die Handlung wird vollzogen
als ein innerliches göttliches Gebot,
als dasjenige, was im Sinne des Christus-Auftrages selber
vollzogen wird.
Wir müssen uns klar sein, dass wir nur das Werkzeug sind,
um den Christus zu den Menschen sprechen zu lassen.« [7]
E.v.K., S.28
Geist kann sich mit Materie vereinen, durch sie wirken,
wenn er sie sich anverwandeln, sie durchdringen,
den Leib zum Instrument machen kann;
er kann aber auch in der Materie wie ersterben, untergehen. ..
»Wir sind die Pfleger der göttlich-geistigen Weltenordnung,
wir sind die Mitarbeiter, die das Ewige im Menschen
pflegen wollen.« [8]
Ein religiöser Kultus dient der Pflege unserer sozialen, selbstlosen, auf den Mitmenschen und die Natur bezogenen Fähigkeiten wie Dankbarkeit, Hingabe, Liebe, Mitleid, Aufmerksamkeit, Ehrfurcht, Achtsamheit, Wahrhaftigkeit,
und der Pflege unserer Beziehung zu den göttlichen Quellen dieser Menschwerde-Kräfte.
E.v.K., S.30
Zitiert aus :
Elisabeth von Kügelgen, »Kultus als spiritueller Weg«, ISBN: 978-3-9492-6744-4
Die Menschheit ist erst im Anfange
der christlichen Entwicklung.
Deren Zukunft liegt darin,
dass die Erde als Körper des Christus erkannt wird.
Denn durch das Mysterium von Golgatha wurde
in der Erde ein neuer Lichtmittelpunkt geschaffen;
bis in ihre Atome hinein
wurde sie mit neuem Leben erfüllt. [9]
Hella Wiesberger
Christus
will im Kultus aktuell und individuell liebend
und damit wahrhaftig, lebendig, wirkungsvoll sein
( kein "Rasenmäherprinzip" =
für alle Menschen und jederzeit einen einzigen Kultus / -Text... ) .
Und so muss jedes Sakrament
- prinzipiell - immer wieder "frei",
bedingungslos, ergebnisoffen, neu geboren werden.
Und dann zeigt sich meist,
dass im gemeinsamen Erarbeiten
der Textfassungen Rudolf Steiners,
die Einsicht und der Wunsch entsteht,
die Tiefe dieser Texte nicht unnötig oder willkürlich
zu verändern,
und es in der Praxis meist bei der
(höchstens minimal angepassten)
originalen Fassung bleibt;
nun aber aus Freiheit.
VDL
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[1] Zitiert aus:
Elisabeth von Kügelgen, »Kultus als spiritueller Weg«,
edition waldorf
[2] Rudolf Steiner, »Die Grundimpulse des weltgeschichtlichen Werdens
der Menschheit«, GA 216, 29.9.1922, S.96f.
[3] a.a.O, S.97f.
[4] a.a.O., S.99.
[5] Rudolf Steiner, GA 236, 27.6.1924, S.283
[6] a.a.O., S.284
[7] Rudolf Steiner, GA 343, 4.10.1921, S. 314
[8] Rudolf Steiner, GA 304a, 30.8.1924, S.179
[9] Hella Wiesberger, GA 265, Bd.2
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der ist in Gott
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